Landtagswahl in NRW: Wähler sind nicht wetterfühlig!

aktuell, 20.05.2005

Am Sonntag Abend kurz nach 18 Uhr beginnt wieder die Suche nach den Erklärungen: „Der Wähler hat das Programm nicht verstanden.“ Oder: „Die Inhalte wurden schlecht vermittelt!“ Doch einen Klassiker der Wahl-Analyse können wir nicht mehr gelten lassen. Am Wetter liegt's nicht - das Wetter ist unparteiisch!

„Wir haben eins auf die Bademütze bekommen“ sagte der Regierende Bürgermeister in Berlin nach der Frühjahrskommunalwahl 1992 bei heißem, sonnigen Wetter. Auch in Nordrhein-Westfalen vermuteten 1999 viele Politiker den Grund für die bis dahin geringste Wahlbeteiligung mit nur 54 % im Badewetter mit 30 Grad.

Doch die Politiker müssen sich neue Erklärungen ausdenken. In einer umfangreichen Studie hat Donnerwetter.de nach einem Zusammenhang zwischen dem Wetter am Wahltag und der Wahlbeteiligung gesucht. Dafür analysierten wir nicht nur die Ergebnisse von Bundestags-, Landtags-, Europa- und Kommunalwahlen, sondern verglichen bei Bundestagswahlen auch das Wahlverhalten in über 100 Wahlkreisen. Denn wenn das Wetter einen Einfluss auf den Gang zur Urne hat, dann müsste sich dieser bei der gleichen Wahl am gleichen Tag besonders bei Wahlkreisen mit stark unterschiedlichem Wetter zeigen. Doch trotz akribischer Suche haben wir nichts gefunden...

Auch bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen zeigten sich keine Zusammenhänge:

Am 13. Mai 1990 zum Beispiel, als das Wetter mit Regen und 10 Grad eher ungemütlich war, lag die Wahlbeteiligung bei 72 Prozent. Fünf Jahre später war es bei gleichen Temperaturen freundlicher und heiter, doch nur noch 64 Prozent gingen zur Wahl. Bei der letzten Landtagswahl herrschte am 14. Mai 2000 mit 30 Grad und Sonnenschein richtiges Sommerwetter - die Wahlbeteiligung lag nur bei 57 Prozent.

Also: Es entscheidet nicht die meteorologische Wetterlage, sondern eher die politische Großwetterlage!
  Michael Klein
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