Spätestens seit dem Film "The Day after Tomorrow" haben wir den Klimakollaps bildlich vor Augen. Ein Versiegen der gigantischen Wärmepumpe, die warmes Wasser aus dem Golf von Mexiko nach Nordeuropa fördert, hätte katastrophale Auswirkungen für uns. Und die Wahrscheinlichkeit für die Katastrophe liege höher als bisher berechnet, meldete Ende Juni das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Aber die Horrormeldung entsprang nicht etwa neuen Messungen oder Berechnungen, sondern war schlicht „Bauchgefühl“: das Ergebnis einer Meinungsumfrage unter führenden Klimawissenschaftlern.

Zum Bauchgefühl passten auch die Messungen der vergangenen Jahre. Immer wieder wurde eine Abschwächung der Strömung gemessen. Wissenschaftler berichteten, der Golfstrom habe in den vergangenen 50 Jahren ein Drittel seiner Kraft verloren. Doch nun haben Forscher erstmals über ein Jahr hinweg kontinuierlich den Golfstrom vermessen können. Und siehe da: Die Strömung schwankte ganz gewaltig. Die früheren Messungen waren also Stichproben innerhalb der anscheinend normalen sprunghaften Schwankungen. Ganz so, als würden Sie an einem Tag am Mittag und am Nachmittag nach der Sonne schauen. Und dann am nächsten Tag am frühen Morgen, am späten Abend und schließlich noch einmal in der Nacht. Und dann folgern sie daraus, dass unser Stern verglüht ist.

Und was bleibt nach Messungen und Bauchgefühl? Wir wissen, dass wir eigentlich nichts wissen. Das ist auch eine Erkenntnis. Aber keine Schlagzeile.