Vom Aussterben bedroht - der Schneemann!

aktuell, 27.11.2003

Das Winterwetter in Deutschland wird durch zwei Gegenspieler bestimmt. Einerseits gibt es das berühmte große Atlantiktief über Island. Dieses führt mit den milden Westwinden von der Atlantikküste warme Luft über Frankreich und Belgien nach Deutschland. Schneeflocken haben hier keine Chance. Der Gegenspieler ist ein großes Kältehoch, welches sich über Weißrußland und Russland erstreckt. Hier ist der Winterschnee zu Hause. Von Woche zu Woche bestimmen im Winter diese beiden großen Drucksysteme den Witterungsverlauf in Europa. Je nach Winterverlauf überwiegen eher die milden Atlantikwinde, oder die kalten Ostwinde des Hochdruckgebietes.

Milde Winter gab es in den letzten Jahren sehr häufig. Der erste extrem milde Winter wurde 1988/1989 beobachtet. Die Temperaturen lagen im Schnitt 3-4 Grad über den Mittelwerten der Jahre 1951-1980. In vielen Städten Deutschlands gab es über den ganzen Winter hinweg nicht einen einzigen Tag mit Schnee! In den neunziger Jahren wurden zahlreiche milde Winter beobachtet. So fielen 1992, 1994 und 1998 viel zu warm aus mit 2-4 Grad zu hohen Durchschnittstemperaturen. Der ein oder andere Rosenmontagszug konnte so in Köln bei 15 Grad plus und Sonnenschein stattfinden! Die Wintermonate ähnelten insgesamt mehr einem kühlen Herbstmonat.

Einen sehr kalten Winter gab es zuletzt 1996/1997. Russische Festlandsluft bestimmte fast durchweg die Witterung in Mitteleuropa. In diesem Winter lag über Tage hinweg auch eine Schneedecke im Flachland. Die Temperatur lag im Jahr 1996 und auch 1997 deutlich tiefer als in den letzten sechzig Jahren.

Kalte Winter werden somit immer seltener und damit geht es letztendlich auch den Schneeflocken an den Kragen.
Im „Schneeparadies“ München gab es in den fünfziger und sechziger Jahren rund 80 Tage mit mehr als 1 cm Schnee im Jahr. Heute sind es nicht einmal mehr 30 Tage pro Jahr.
Auch Berlin hatte in den fünfziger Jahren sechzig Schneetage. Heute liegt die Anzahl bei 20-25 Tagen pro Jahr. In Hamburg ist ein Rückgang von 30 Tagen nach dem 2. Weltkrieg auf 15 Tage im neuen Jahrtausend zu verzeichnen.
Am schlechtesten sieht es am milden Rhein für den Schnee aus. Von 20 Schneetagen in den sechziger/siebziger Jahren sind heute noch 10-12 Tage übrig.

Ursache und da sind sich die Klimaforscher einig, ist die globale Erwärmung, die vermehrt den Atlantikwind in Europa wehen lässt und somit dem kalten russischen Hoch kaum Chancen einräumt.

Setzt sich der Rückgang der Schneetage in dem Tempo wie bisher weiter fort, wird es in weiten Teilen Deutschlands im Flachland nach dem Jahr 2020 nur noch einige wenige Schneetage geben. Nach 2030 bestehen gute Chancen, dass Schneefall am Rhein so bewundert wird, wie Neuschnee an der Cote d’Azur oder in Rom. Beschleunigt sich der Erwärmungstrend lohnt es sich auf jeden Fall Photos vom Schnee zu machen, damit ihre Enkel noch wissen, dass es in Deutschland mal weiß war.

Für den Schneemann gibt es keine Chance, nur noch ein paar Jahre und er wird auf die höchsten Kuppen der Mittelgebirge und in die Hochalpen verbannt.

Karsten Brandt
Donnerwetter.de © 26.11.2003
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