Orkan 'Kyrill' - Panikmache oder exakte Vorhersage?

Pressemitteilung, 21.01.2007

Am Donnerstag zog einer der stärksten Orkane der Geschichte über Deutschland hinweg. Mit den Aufräumarbeiten setzte auch Kritik an den Wetterdiensten ein.

Tote und Verletzte, Sachschäden in Milliardenhöhe, Stromausfälle und Hunderttausende Menschen gefangen auf Straßen und in Zügen oder Bahnhöfen. Zum ersten Mal in der Geschichte stellte die Bahn in ganz Deutschland den Zugverkehr ein.

Und trotz dieser Bilanz hatten einige vom Orkan „Kyrill“ offenbar noch schlimmeres erwartet. Denn nach dem Orkan wurde Kritik an den Meteorologen und ihren Warnungen laut. Hatten die Wetterfrösche über- und Panikmache betrieben?

Michael Klein vom Wetterservice Donnerwetter.de weist diese Vorwürfe scharf zurück: „’Kyrill’ war einer der stärksten Orkane, die Deutschland je erlebt hat. Nicht nur in einzelnen Landesteilen sondern nahezu im ganzen Land es Verwüstungen.“ Zwar sei das Norddeutsche Tiefland etwas glimpflicher davon gekommen, weil es hier häufiger einmal mit über 130 km/h stürmt. Natur, Gebäude und Menschen seien eher an solche Stürme angepasst, meint Klein. „Aber die 130 km/h, die am Köln/Bonner Flughafen gemessen wurden oder sogar über 140 km/h in Düsseldorf, richten hier ganz andere Schäden an.“

Ob ein Unwetter zur Katastrophe wird, lässt sich nach Meinung der Donnerwetter.de-Meteorologen nicht prognostizieren: „Einzelne Ereignisse, wie ein Stromausfall, können große Kettenreaktionen auslösen. Zudem verändern die Vorhersagen und Warnungen das Verhalten der Bevölkerung“, erklärt Michael Klein. So hätten die massiven Warnungen dafür gesorgt, dass die Menschen vorsichtig waren, unnötige Aufenthalte im Freien vermieden haben. „Hinterher kann dann leicht gesagt werden: ‚Es ist doch kaum etwas passiert, also war das vorher Panikmache!’“

Kleins Kollege Karsten Brandt verweist darauf, dass die Vorhersagen der Wetterdienste insgesamt sehr exakt waren: „Wir haben zum Beispiel in unseren Vorhersagen für den Norddeutschen Rundfunk bereits am Montag morgen auf den Orkan am Donnerstag hingewiesen. Und ab Dienstag haben die Wettercomputer die Zugbahn des Orkans bereits recht exakt berechnen können.“

Eine „Überraschung“ hatte der Orkan für die Meteorologen aber trotzdem: „Kyrill“ zog etwas schneller durch, als berechnet. Damit wehte der Wind zur Zeit des Nordseehochwassers nicht mehr aus West, sondern aus Nordwest. Das Wasser wurde weniger stark gegen die Küste gepresst, die befürchtete schwere Sturmflut blieb glücklicherweise aus.

„Dennoch wurde der Orkan sehr exakt vorhergesagt“, meint Karsten Brandt. Zu verdanken sei das der Weiterentwicklung der Wettermodelle und Großrechner: „Vor 10 Jahren wäre das sicherlich so noch nicht möglich gewesen, vor 20 Jahren absolut unmöglich!“



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