Mikroplastik im Regen: Über 20.000 Partikel pro Liter

Pressemitteilung, 17.01.2020

Nicht nur in den Weltmeeren sammelt sich immer mehr Mikroplastik. Bonner Meteorologen zählten über 20.000 Partikel pro Liter im Regen in Deutschland.

Beim Waschen von synthetischer Kleidung entstehen sie, im Abrieb von Autoreifen und in Kosmetika sind sie enthalten: Kleinste Plastikpartikel, die unter 5 mm groß sind. Über das Abwasser gelangen sie in die Flüsse und schließlich in die Weltmeere, wo sie sich seit Jahrzehnten sammeln, von Tieren aufgenommen werden und damit auch wieder in die Nahrungskette des Menschen gelangen. Ob und wie gesundheitsschädlich das für Menschen ist, ist noch nicht klar. Bei Tieren wurden jedoch Entzündungsreaktionen und Verhaltensänderungen nachgewiesen.

In den vergangenen Jahren wurde das Problem des Mikroplastiks in den Ozeanen in der Öffentlichkeit immer bekannter. Umso überraschender dürfte es für viele sein, dass sich die kleinen Partikel nicht nur im Meerwasser sondern auch in unserem Regen befinden.

Mikroskop-Aufnahme von Partikeln im Regen

„Regenwasser gilt oft immer noch als besonders sauber, da es ja direkt aus den Wolken kommt“, sagt Dr. Karsten Brand vom Wetterservice Donnerwetter.de. „Doch auf dem Weg zum Erdboden nehmen die Regentropfen viele kleine Partikel wie zum Beispiel Pollen mit. Und eben auch Mikroplastik, das sich zum Beispiel durch den Abrieb von Autoreifen in der Luft befindet.“

In den vergangenen Monaten haben Brandt und seine Kollegen von Donnerwetter.de immer wieder das Regenwasser in Köln, Troisdorf, Bonn und im Siebengebirge untersucht. Da die Partikel zwischen 0,05 und 0,5 mm groß sind, kann die Zählung mit einem einfachen Mikroskop vorgenommen werden. Aufwändig ist dagegen die Sammlung der Proben. Die Sammelbehälter dürfen erst mit Einsetzen des Regens geöffnet werden, da sie sonst schon durch normale Ablagerungen aus der Luft verschmutzt würden.

Mikroskop-Aufnahme: Faden im Regenwasser


Mehrere Hunderte oder Tausende Mikroplastik-Partikel gehen mit jedem Regen pro Quadratmeter nieder. Die Zahlen schwanken je nach Standort und nach Art des Regens erheblich. So sind bei geringen Regenmengen meist erheblich mehr Partikel pro Liter zu finden als bei länger anhaltendem Regen. „Wir fanden aber an jedem Tag und bei jeder Windrichtung in den letzten Wochen Mikroplastik im Regen“, stellt Brandt klar.

Am höchsten belastet war der Regen am 8. Januar 2020 vormittags mit mehr als 20 Partikeln Mikroplastik pro Milliliter Regenmenge, also über 20.000 Partikel pro Liter. 

Alleine auf das Gebiet einer Stadt wie Bonn dürften also an einem Regentag Milliarden Plastikpartikel abregnen. Vor dem Hintergrund, dass nicht klar ist, wie sich das auf Natur und Mensch auswirkt, sicherlich nicht die schönste Vorstellung.

 

 
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