Donnerwetter!, 12.10.2005
2005 wird als eine der extremsten Hurrikan-Saisons in die Geschichte eingehen. Und erstmals kam ein Hurrikan Europa bedrohlich nahe!
Normalerweise entstehen Hurrikane vor den Küsten Afrikas in der Nähe des 20. Breitengrades - denn eigentlich brauchen sie dazu Wassertemperaturen über 26 Grad. Durch die Passatströmung werden die rotierenden Sturmtiefs nach Westen in die Karibik geleitet, dort erreichen sie ihre stärkste Kraft. Diesmal war jedoch alles anders...
Der Wirbelsturm „Vince“ hatte sich am Wochenende mitten auf dem Atlantik bei nur etwa 23 Grad warmem Wasser gebildet. Das war nur möglich weil ein Höhentief die Luftmassen unterstützend nach oben sog. Am Sonntag bildete sich dann sogar ein „Auge“, der wolkenfreie Bereich im Zentrum des Hurrikans, aus.
Satellitenbild vom 10.10.2005Glücklicherweise schwächte sich „Vince“ über dem vergleichsweise kalten Wasser des Atlantiks dann schnell wieder ab, so dass der ehemalige Hurrikan nur noch als tropisches Tief über die Südspitze Spaniens hinweg zog. In Jerez de la Frontera wurden immerhin noch Windböen mit 81 Stundenkilometern gemessen. In Sevilla fielen innerhalb weniger Stunden 42 Liter Regen pro Quadratmeter.
Wahrscheinlich war „Vince“ der erste Hurrikan, der sich jemals so dicht vor Europa gebildet hat. Genau sagen kann man das nicht, da wir erst seit gut hundert Jahren verlässliche Wettermessungen haben und erst seit ein paar Jahrzehnten von Satelliten aus die Erde beobachten. Frühere Generationen konnten also nicht zwischen einem starken Sturm und einem Hurrikan unterscheiden. Doch bisher waren Meteorologen und Klimaforscher immer davon ausgegangen, dass das eigentlich unmöglich sei!
Das Jahr 2005 wird ohnehin als eines der extremsten Hurrikan-Jahre in die Geschichte eingehen. In den USA richtete „Katrina“ die schwersten Schäden an, die ein Hurrikan dem Land jemals gebracht hat. Innerhalb eines Monats folgte „Rita“, danach wurde Mittelamerika von Hurrikan „Stan“ getroffen. „Vince“ war der 20. Hurrikan dieser Saison, die noch nicht zu Ende ist. Übrigens zählte man nur im Jahr 1933 mehr Hurrikane - damals waren es 21.
Zum ersten Mal haben wir jetzt einen Hurrikan erlebt, der sich so weit nördlich und so weit östlich bildete. Das bedeutet wohl, dass wir auch in Europa die möglichen Folgen des Klimawandels neu überdenken müssen. Denn rein theoretisch können sich Hurrikane auch über dem warmen Wasser des Mittelmeeres bilden oder verstärken...