Die Phantomwolken - Häufig gestellte Fragen

Spezial, 22.02.2006

Nach der Veröffentlichung der Bilder der nicht vorhandenen Wolken auf dem Radar haben uns viele Fragen erreicht. Hier die Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen:

Sind das „Chemtrails“?
Auf verschiedenen Internetseiten wird leidenschaftlich diskutiert, dass Flugzeuge Chemikalien versprühen um damit wahlweise dem Ozonloch entgegen zu wirken oder den USA (wem auch sonst...) die Wetter-Weltherrschaft zu sichern. Dies geschieht - nach Meinung der Anhänger dieser Verschwörungstheorie - nicht nur testweise von Zeit zu Zeit, sondern regelmäßig, weltweit und vor allem auch über Deutschland. Die versprühten Chemikalien sollen am Himmel weiß-gräuliche Streifen hinterlassen. Es handele sich aber nicht um normale Kondensstreifen, die „Chemtrails“ sähen ganz anders und würde sich auch anders verhalten.

Foto: Ein normaler Kondensstreifen.

Das Schöne an dieser Verschwörungstheorie: Jeder kann die Streifen sehen, jeder kann sich bedroht fühlen, aber kein (Normal-)Bürger kann sie anfassen oder untersuchen. Auf den Internetseiten werden Fotos verschiedener Streifen gezeigt, die „merkwürdige“ Muster am Himmel hinterlassen.
Für den Laien ist es auf den ersten Blick schon seltsam, dass sich Kondensstreifen an einem Tag stundenlang am Himmel halten, am nächsten Tag aber innerhalb von Minuten auflösen. Doch diese „Phänomen“ sind mit der Luftfeuchtigkeit und der Strömung sehr leicht und einfach zu erklären.
Natürlich können auch wir nicht mit letzter Sicherheit ausschließen, dass ein Flugzeug Chemikalien in der Atmosphäre versprüht. Aber dass dieses regelmäßig und in dem Ausmaß wie von den Verschwörungstheoretikern behauptet geschieht, kann man mit dem gesunden Menschenverstand ausschließen: Für solch eine umfassende Weltverschwörung, müssten nicht nur Hunderte, Tausende US-Piloten eingeweiht sein, sondern auch Wissenschaftler, deutsche Behörden usw. usw. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es bei einer solchen Anzahl von Menschen keine undichte Stelle gibt? Eben.

Kann es sich um eine Radar- oder Datenfehler handeln?
Definitiv nein! Die Strukturen wurden von verschiedenen Radaranlagen aufgezeichnet, die gleichen Bilder zeigen sich nicht nur beim Radar des Deutschen Wetterdienstes, sondern auch beim Niederländischen Wetterdienst. Und: Das Deutschland-Radarbild wird aus den Bildern verschiedener Radaranlagen zusammengesetzt, die einen Radius von ca. 200 Kilometern abdecken. Zum Beispiel stammen diese beiden Bilder vom Radar aus Emden und Hannover.

Bei uns hat es aber an diesem Tag geregnet!
Das ist durchaus möglich. Vor den als „Regenwolken“ im Radar angezeigten Strukturen zogen am Vormittag immer wieder Schauer durch Norddeutschland. Doch aus den „Phantomwolken“ hätte es über einen breiten Streifen hinweg regnen müssen, vor allem im Emsland. Das war jedoch nicht der Fall.

Abgase von Industrieanlagen, abgelassenes Kerosin von Flugzeugen?
Theoretisch könnten ionisierte Gase solche Echos auslösen. Doch diese ionisierten Gase werden in der Atmosphäre schnell „neutralisiert“ (das fehlende Elektron wird aus der Luft aufgenommen). Auch Kerosin, das vielleicht von einem Flugzeug abgelassen worden wäre, könnte nicht über Stunden hinweg auf dem Radar erscheinen.

Sollte das Flugradar gestört werden, um zum Beispiel Militärflugzeuge zu tarnen?
Das langwelligere Flugradar, das größere, feste Körper erkennt, zeigte die „Regenwolken“ nicht an. Die Strukturen erschienen nur auf dem kurzwelligeren Wetterradar.

Können sonstige natürliche Ursachen ausgeschlossen werden?
Verschiedene Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt sowie sogar des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr haben sich ausführlich mit dem Phänomen beschäftigt und ihre Untersuchung in den „Mitteilungen“ der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft veröffentlicht:
Studie in den DMG-Mitteilungen

  Karsten Brandt
 Team-Info
 Team-Kontakt




5

Wetter-Meldungen

Anzeige
mehr

Zitat des Tages

    "In Kants Jahren konnte der Aufklärer nicht aufklären, weil man ihn nicht ließ, zu unserer Zeit nicht, weil man ihn nicht liest."

    Ludwig Marcuse