Klima, 18.05.2015
Buchbesprechung 'Bedürfnisse und der Umgang mit Dingen' von Gregor Dobler
Der Autor nimmt uns im Rahmen seiner ethnologischen Forschung mit an das "Ende der Welt"; zumindest galt es lange als Ende der europäischen Welt: Über das Finistere im Westen Frankreichs hinaus auf die Insel "Ile d'Ouesant" am Rande der Bretagne.
Hier am Rande des Kontinents, vom 18. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert aber inmitten des Weltgeschehens, studiert Dobler anhand eigener Beobachtungen und Quellerecherchen, wie Bedürfnisse entstehen und wie sie zu tatsächlichen (Kauf-)verhalten führen.
Sie fragen sich, warum dieses Buch im Bereich des Klima vorgestellt wird? Die Uferlosigkeit unserer Wünsche ist ein zentrales Problem der Menschheit und im Rahmen des Klimaschutzes. Zehn bis zwölf Milliarden Menschen werden in Zukunft nicht über die gegenwärtigen Konsumgüter, wie sie etwa in den USA und Deutschland genutzt werden, verfügen können. Die Frage, die sich nun bereits stellen sollte: Wie können wir mit weniger Energie- und Ressourceneinsatz die Bedürfnisse und Wünsche so vieler Menschen erfüllen?
Um Lösungen anzubieten, müssen wir erst einmal verstehen, welche Bedürfnisse es genau gibt und wie sie in Verhalten und Wünsche umgesetzt werden können.
Hierzu leistet das Buch ein wertvollen ethnologischen Beitrag. Mit dem Aufkommen der Marktgesellschaft im 19. Jahrhundert bilden sich auf der Insel, entsprechend der geographischen Vor- und Nachteile, bestimmte Wirtschaftsweisen heraus, die ein Einkommen garantieren könnnen. Weiterhin bildet sich eine Seefahreridentität für mehrere Generationen heraus, die wiederum klar bestimmt, welche Infrastruktur vor Ort angeschafft wird.
So bildeten sich mit der Zeit lokale Berufsindentitäten heraus, die eine große Rolle bei der Ausbildung von Bedürfnissen und Wünschen spielen und letztendlich in ein bestimmtes Konsumverhalten münden.
Gregor Dobler: "Bedürfnisse und der Umgang mit Dingen"
Reimer Verlag, 2004ISBN: 978-3496027706
ab 37,99 Euro
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