Das über 200 Seiten umfassende Buch (ohne Literaturverzeichnis) über das erfolgreiche, vielleicht sogar erfolgreichste, Kulturgetränk der Welt, fasziniert mit erstaunlichen Fakten. Der Gerstensaft ist damals wie heute ein Getränk, welches Milliarden von Menschen fasziniert und begleitet.

Das Ergebnis daraus, wie und was wir heute essen und trinken, ist auf Basis von Entscheidungen und Wissen von tausenden von Jahren entstanden. Besonders der Umgang mit Alkohol trennt auch heute noch ganze Nationen und Gruppen von Menschen.

In der Türkei versucht z. B. die islamische AKP das Bier und andere alkoholische Getränke zu verteufeln und verschärft damit den Graben zwischen der westlich gebildeten Türkei und den anatolischen "AKP-Moschee-Türken".

Beim Bier und der Art seiner Herstellung lassen sich mindestens seit römischer Zeit Unterscheidungen von Konsumengruppen, Ständen oder Klassen zeichnen. Zur römischen Zeit wurde Weizenbier von der besseren Gesellschaft konsumiert, das einfache braune Bier aus Gerste war den Massen vorbehalten.

Heute finden sich wieder Differenzierungen über sogenannte Craft-Biere, die bestimmte Typen von Konsumenten ansprechen sollen.

Ursprünge des Bieres lassen sich am Euphrat (Göbekli Tepi, Bild oben) bis runter zum Tigris ausmachen. Zu dieser Zeit etwa wurde der Mensch sesshaft.

Auch das Klima spielte bei der Entwicklung des Bierkonsums eine große Rolle - besonders in Konkurrenz zum Wein. Das Bier half in der kleinen Eiszeit im 16. Jahrhundert dabei, die Ernährungslage in der Bevölkerung zu stabilisieren.

Der im Gerstensaft enthaltene Hopfen trägt zu einer längeren Konservierung der Flüssigkeit bei. Die Klimaabkühlung im 16. Jahrhundert förderte den Bierabsatz, da es für den Wein schlichtweg zu kalt wurde. Die Anbaugrenzen für Trauben gingen damals wohl stark zurück, die Getreideformen konnten den Klimaschwankungen besser trotzen.

In Zeiten des Klimawandels müssen wir uns bald vielleicht schon wieder allein auf den Gerstensaft besinnen...

Erstaunlich ist auch das Einstiegsalter, in dem wir uns das erste Bier im Durchschnitt (mehr oder weniger) schmecken lassen: Es liegt bei 10 bis 14 Jahren. Als Grundnahrungsmittel hat es unter den alkoholischen Getränken, neben Wein und Sekt, eine Sonderstellung: Es darf, vorrausgesetzt, ein Erziehungsberechtigter stimmt dem zu, in der Öffentlichkeit bereits ab 14 Jahren getrunken werden.

Fazit: Ein unterhaltsames wie aufschlussreiches Buch rund um das Lieblingsgetränk der Deutschen. "Bier - Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute" ist aber auch dem "Nicht-Trinker" wärmstens zu empfehlen. Prost!

"Bier - Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute" von Manuel Trummer und Gunther Hirschfelder

Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: Theiss, Konrad (1. März 2016)
ISBN: 978-3806232707

24,95 Euro